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Der Fasan, ein Liebesmuffel?
So könnte man meinen, sieht man die koketten, doch etwas trägen Tiere
in freier Wildbahn ein geruhsames Leben führen. Eher Keckern als Küssen,
eher Futtern als Flirten, eher Laben als Lieben scheint an der Tagesordnung
zu sein. Und ist nicht vielleicht der ein oder andere Kapaun darunter?
Oder ist der Fasan per se ein Kapaun, eher dem beschaulich asexuellen Leben
zugeneigt, ohne die Aufregungen und den Stress der Liebe?
Sie irren sich! Er ist kein Dompfaff und keine Schnepfe! Der Fasan,
astrologisch ein der Venus zugeordnetes Tier, ist ein Liebesvogel besonderer Art
und den Venusgenüssen sehr zugeneigt. Er ist ein grosser, ein passionierter
Liebhaber. Jeder professionelle Ornithologe wird ihnen bestätigen, was kundige
Naturbeobachter schon längst wissen: dass das possierliche Tierchen mit dem
Goldgefieder entgegen dem harmlosen Anschein tatsächlich immer zu Untaten, auch
zu erotischen Höhen-, Sturz- und anderen Flügen aufgelegt ist. Und auch die
kulturelle Szene käme in ihren Beschreibungen üppiger Liebeslager ohne den Fasan
nicht gut weg: vom Mosaik im Bordell von Pompeji über die Hochzeitstafel der Ritter
bis zum kokett vorgehaltenen Federwisch barocker Schönheiten zeigt der stolze
Bürzelträger mit grosser Tradition, was er kann!
Der Fasan ist in der Liebe transeuropäisch eingestellt: feurig wie ein Süditaliener,
impulsiv wie ein Spanier, präzise wie ein Deutscher und bei allem genussvoll wie ein
Franzose. Der Wundervogel als Liebhaber hat viele bekannte Namen: der welterste
Liebes- und Opernheld Don Fasan, nicht zu verwechseln mit Fasanello dem Kastraten,
Al Capone genannt der Kapaun, weniger gross in der Liebe, aber dafür gross im Diebe,
und natürlich last but not least Giacomo Fasanova, den Ahnherrn aller Fas-Hahne,
dessen berühmte Flucht aus den Bleikäfigen von Venedig die Herzen der stolzen
Damen erschütterte.
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Auch die Gegenwart schmückt sich mit fasaniger Prominenz. Nicht nur in Italien und nicht
nur im Kochstudio sind die neuesten Fornostars Fasane (vgl. Fasano al forno,
fasano ripieno al basilico, fasano con funghi tartufati).
Viele prominente Bürzel leben in Deutschland, wenn auch vor zu grossem Fan-Andrang versteckt,
und planen ihre Karriere. So auch Gino Wilde, der aus Film und Fernsehen sowie Internet
bekannte Playbürzel und Playbrät des Jahres 2000. Wer ihn einmal gesehen hat,
vergisst ihn nie wieder! Dieses einzigartige Keckern, die Geschmeidigkeit des Gefieders in
ausserordentlicher Farbenpracht, die liebestolle Motorik und die Wendigkeit dieses
Venustierchens erfreut uns neuerdings an allen Bild-, Regen-und sonstigen Schirmen.
Gino Wilde ist ein umtriebiges Fasanchen. Nicht nur den Bürzel, sondern auch die Feder
bewegt er - nicht als Gerupfter, sondern als Schreibender. Er hat ein Buch geschrieben,
in dem er stolz auf seine Wurzeln hinweist: als Nachfolger der unsterblichen
Tradition "Fasane und Liebe". Wir haben ihn dazu befragt.
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Die Rassekatze: Herr Wilde, Millionen schräge Vögel, Spass- und Seuchenvögel in
Deutschland und in ganz Europa kennen Sie. Verändert der Ruhm ihr Leben?
Gino Wilde: Ach wissen Sie, mein Leben ist immer dasselbe: Venus und Lukull sind meine
Hausgötter. Lieben und Laben. "Ruhm" spielt keine Rolle für mich.
R: Und doch sind sie Schauspieler, Fornostar und Autor. Sind Sie nicht stolz auf Ihre
Erfolge? Ist Ihr Beruf nicht sehr zeigefreudig?
G: Zeugefreudig meinen Sie vielleicht!
R: Auch das.
G: Nun, meine Arbeit hat sich sehr verändert. Früher war sie sehr exhibitionistisch,
heute, nunja, man wird irgendwann flügge, man hat andere Interessen. Ich mach mehr so
kleine Dinge heute, für mich.
R: Erzählen Sie davon, Herr Wilde.
G: Am Anfang meiner Karriere war mein Bürzel mein Kapital. Klar, was hatte ich auch
anderes? Als armer jugendlicher Goldfasan, gerade aus der Fasanerie Reith ausgeflogen,
ohne Verwandte, allein in der Grossmarkthalle...
R: ...Ihre Fans kennen die Geschichte.
G: Ja, die Presse hat sie ausgeschlachtet. Aber es stimmt schon: hätte mich damals nicht
der flinke Fieder-Bohlen unter die Fittiche genommen und die berühmten Worte gekeckert:
"Der Junge hat Talent, Goldbürzel und Goldhemd!" und mich in die
Universal Fitschers mitgenommen, ich würde heute in einem miesen Möchtegernschuppen in
Traubensosse schmoren.
R: Tut Ihnen etwas leid, wenn Sie auf Ihre bewegte Karriere zurückblicken? Was würden Sie
heute anders machen?
G: Nun, ich bereue nichts, wie schon meine Lieblingssängerin Edith Piffpaff sagt! Aber
eines würde ich nicht mehr machen: den steinigen Aufstieg von ersten Komparsenrollen
in der Muppetshow - Sie wissen schon, die Tierklinik - und im Wald von
"Forsthaus Falkenau", wo ich immerzu keckern und flattern musste. Sie erinnern sich
doch: dieses geniale, durchdingende "Keck keeeck, keck keck keeeck", man hat mich
jahrelang damit identifiziert. Das war damals so, als würde man heute zwitschernder
Statistenvogel im Hintergrund vom Sachsen-Paule in freier Natur sein: demütigend,
total demütigend. Ein junger Fasan will sich doch ausprobieren, will im
Vordergrund stehen!
R: Das tun sie ja heute. Sie haben einen raketenhaften Aufstieg geschafft und gehören nun
zur internationalen Bürzelklasse der Prominenz.
G: Ja, "Liebeskeckern aus der Lederhose" und "Schulfasänchen Report" waren durchschlagende
Erfolge, wenn auch mehr im trivialen Genre. Seit "Wildes Omelette", diesem anspruchsvollen
Erotikfilm im Stil von Fas Meyer, habe ich´s finanziell geschafft und kann in Ruhe
meinen Hausgöttern opfern. Sie wissen schon: Venus und Lukull. Und nebenbei, wie gesagt,
mach ich in Literatur.
R: Apropos Literatur: Herr Wilde, Ihr neues Buch geht weg wie warme Federkissen. Was ist das
Geheimnis seines Erfolgs?
G: Ich bin authentisch. Keine Lügen, kein Betrügen, keine Farce, auch nicht mit Speck und
Kastanien. Ich habe immer zeigen wollen, dass man auch als Fasan - gerade als Fasan -
in der Liebe die Nummer Eins spielen kann. Und die Tradition gibt mir Recht: Liebesspiele
und Fasane, ein göttliches Paar quer durch die Epochen. Professor Schleiereul, mein
Co-Writer, hat sehr viel über die Kulturgeschichte des Fasans beigesteuert.
Deshalb lesen mich nun auch die Intelliganten; Gino Wilde ist kein Prädikat mehr
für schiere Bürzelbanalität. Ich meinerseits hab mich auf die praktische Seite
beschränkt: Lieben und Laben und Lieben und Laben lassen, aber alles ganz dezent,
andeutungsweise.
R: Sie sind zahm geworden in Ihrem künstlerischen Ausdruck. Früher hätte man von Ihnen
appetitliche Enthüllungen erwartet - und bekommen!
G: Ja wissen Sie, früher musste ich mich vor jeder Trill-Werbekamera prostituieren.
Heute kann ich mir die Rollen aussuchen, und ich lebe dementsprechend. Zurückgezogen,
vornehm. Und wenn ich darüber schreibe, halte ich den Bürzel bedeckt, ich schreibe nicht
mit dem Bürzel. Das wissen auch die Fans. Und für die jungen Leute, die mich gerade
entdecken, ist der Name Wilde ja auch nicht mehr mit den Anfängen verbunden.
R: Der Fornostar ganz brav also? Welche Rolle spielen die Frauen in Ihrem Leben und was
schreiben Sie darüber?
G: Mein Beruf hat mir Frauen jedes Gefieders beschert, rabenschwarze, goldene. Irgendwann
wird man das alles über und sieht nur noch Schnäbel, Bürzel und Federn. Die
Filmpartnerinnen sind schon lange passé. Nur mit Siebensteins Raben, der ja eine
hormonbehandelte Räbin ist, mit Tiffy aus der Sesamstrasse und mit Gundel Gaukeley
verbindet mich noch eine Freundschaft, platonisch natürlich. Am liebsten bin ich
momentan allein, ich und mein Koch und die Direktschaltung zur flotten
Fanny unter 0190-751779...
R: Herr Wilde, wir danken Ihnen für dieses Gekecker.
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